Wie der Titel schon vermuten lässt, ist dies der zweite Teil unserer kleinen Hochzeitsreportage. Und wo es einen Teil 2 gibt, kann ein Teil 1 nicht weit sein. Falls ihr den noch nicht entdeckt habt, dann schaut doch mal hier.

Foto: Sascha Reinking

Die Anreise

Wir spulen ein bisschen nach vorne zu dem Moment, in dem wir versuchen, mein Kleid in den Koffer zu bekommen. Wir standen vor ein paar Optionen, wie wir unsere Hochzeitsoutfits in die USA transportieren könnten. Und keine davon war besonders attraktiv. Mit ins Handgepäck nehmen schloss sich aus, weil man auf dem offiziellen Wege für jedes Kleidungsstück im Kleidersack einen extra Sitzplatz hätte buchen müssen. Beim Anblick der winzigen Kleiderschränkchen, in welchen die Stewardessen ihre Sachen verstauen, wussten wir, dass wir die Idee, das Bordpersonal zu fragen, ob sie Platz für unsere Sachen haben, zurecht sehr früh verworfen haben. Per Post im Voraus in die USA schicken? War uns zu riskant. Blieben also nur die Optionen entweder die Sachen schon auf dem Flug anzuziehen (Ich hätte Nicole gerne in ihrem ausladenden Kleid durch die schmalen Gänge gehen und die Blicke der anderen Gäste gesehen, wenn sie sich in ihren Sitz zwängt.) oder die Kleider in die Hände der Airline zu legen und alles in einem Koffer aufzugeben. Letzteres hat dann doch ganz gut funktioniert, sodass wir nach einem achtstündigen Flug und zwei Stunden Wartezeit bei der Passkontrolle mit unseren Hochzeitsklamotten wieder vereint und in New York angekommen waren.

Beantragen der Marriage License

Foto: von uns

Ein bisschen Bürokratie muss natürlich auch in den USA sein. Ein Officiant kann nur dann ein Pärchen trauen, wenn dieses sich vorher (mindestens 24 Stunden vor der Trauung, um genau zu sein) beim City Clerk eine Marriage License besorgt hat. Dies taten wir am nächsten Morgen. Das Standesamt war überfüllt mit Heiratswilligen und deren Familien. Viele Paare wollten direkt vor Ort heiraten, weshalb wir viele Bräute und Bräutigame samt Entourage sehen konnten, die für ein paar Minuten in eines der Trauzimmer verschwanden, um sich dort das Ja-Wort zu geben. Nach zwei Stunden hatten wir dann unsere Marriage License (und 35 Dollar weniger) in der Tasche und konnten für die folgenden zwei Tage New York erkunden. (Und hätten wir gleich daran gedacht, dass wir ja eigentlich noch eine beglaubigte Vollmacht für Sascha brauchen, damit dieser sich im Nachgang um alles Bürokratische für uns kümmern kann, hätten wir nicht am Tag nach der Hochzeit noch einmal zum Supreme Court gemusst, um diese zu beantragen. Ups. Anders als in Deutschland ist eine Beglaubigung von Dokumenten in New York kostenlos und geht wirklich schnell. Warum sie meinen Vornamen wollten, weiß ich aber bis jetzt immer noch nicht.)

Der große Tag

Foto: von uns

Der Tag der Hochzeit war nun gekommen. Bevor Michiko, die ich mir aus Deutschland für mein MakeUp und meine Haare gebucht habe, gegen 11 Uhr im Hotel aufschlagen wollte, hieß es für mich noch mein Gelübde zu Ende schreiben. Denn Maik und ich hatten beschlossen, dass wir eigene Gelübde in die Trauung einbauen möchten. Für mich ist es schwierig gewesen, die passenden Worte zu finden, da ich Angst hatte, dass sie entweder zu kitschig sind oder eben nicht gefühlvoll genug. Aber ich kann euch sagen, solch eine Angst ist unbegründet, denn wichtig ist nur, dass die Worte von Herzen kommen und du auch meinst was du sagst. 🙂 (Ohne viel zu verraten; ich war sehr gerührt!)

Foto: von uns

Während Michiko mir die Haare und MakeUp gezaubert hat, hat Maik ein paar Getting Ready Aufnahmen gemacht. (Merkwürdig seine eigenen Hochzeitsvorbereitungen zu fotografieren…) Danach hat er mir ins Kleid geholfen, denn alleine ist es schwierig, in die Stoffmassen des Rocks und die Corsage zu kommen.
Und schwups war da ein Geräusch und Maiks Worte „Ich glaub, da ist was gerissen“ (Oh mein Goooo…) und natürlich muss bei einer Hochzeit wenigstens eine Sache schiefgehen. Und bei uns war es, dass meine Corsage ein Stück gerissen ist. In dem Moment waren wir beide wie paralysiert, aber als Michiko, die zum Glück noch nicht gegangen war, aus dem Bad kam, hat sie gleich gefragt, ob ich Nähzeug dabei habe und sich Nadel und Faden geschnappt, um das Loch provisorisch zu nähen, sodass wir unbesorgt ab zum Central Park fahren konnten.

Zum Central Park haben wir uns ein Uber genommen, das uns dann am Eingang rausgelassen hat und wir den kurzen Weg zum Wagner Cove zu Fuß gegangen sind. (Gloria, unsere Uber-Fahrerin, beeindruckte durch ihre Fähigkeit, den New Yorker Verkehr zu handlen. Die mehreren Male, in denen sich für gute 10 Minuten kein Rad drehte, glich sie durch imposante Fahrmanöver wieder aus.) Bereits auf dem kurzen Fußmarsch zum Wagner Cove, gab es schon vereinzelte Glückwünsche von Passanten, die an uns vorbei gekommen sind. Am Wagner Cove trafen wir dann auf Jackie und Sascha. Nachdem wir noch ein wenig Papierkram erledigt haben, ging endlich die Zeremonie los.

 

Wir beiden unter dem kleinen Holzpavillon mitten im Central Park in New York, im Hintergrund Musik der Straßenkünstler, die leise über den See getragen wurde, Jackie, die uns mit Ihren Worten für die Ewigkeit verband; wir, die uns gegenseitig mit unseren Schwüren gefühlvoll berührten.

Nach dem Ende der Trauung sind wir gemeinsam mit Maiks Eltern und Sascha für das Fotoshooting erst durch den Central Park gelaufen (bereits hier habe ich meine extra gekauften Brautschuhe durch weiße Turnschuhe ersetzt), dann ging es zur Grand Central Station und mit der U-Bahn zum Times Square. Ich, immer mit den Händen voll Tüll, weil das Laufen im Rock nicht ganz so einfach war, aber mit einem Dauerlächeln im Gesicht. Dieses Dauerlächeln hatten wir alle und es wurde auch nicht weniger, da sich von allen Seiten die Glückwünsche der New Yorker mehrten. Selbst die stressgeplagtesten Leute hatten noch Zeit für liebe Worte. Auf dem Weg zum Times Square konnten wir keine 10 Schritte gehen, ohne dass uns von irgendwo her ein lautes „Congratulations!“ zugerufen wurde. Passanten machten Fotos von und mit uns und unser Grinsen wurde immer breiter. Mit so viel Herzlichkeit hatten wir in der Millionenstadt nicht gerechnet. Das Ganze hatte seinen Höhepunkt auf dem Times Square als wir für ein Foto auf passendes Licht vor einer Werbetafel warteten. Eine große Menschenmenge formte einen Kreis und applaudierten uns wie wahnsinnig. Eine wunderschöner Abschluss eines wunderschönen Tages.
(Unser Hotel lag in einem nicht allzu einladenden Viertel in Queens. Und selbst hier wurden wir spätabends beim Verlassen der U-Bahn von allen Seiten, aus vorbeifahrenden Autos und aus Wohnzimmerfenstern mit lauten Whoooo‘s und Congratulations empfangen. Der Wahnsinn!)

War es so, wie wir es uns vorgestellt haben? Auf jeden Fall! Wenn nicht sogar besser.

Es war ein wundervoller Tag, den wir wohl nie vergessen werden und es war die richtige Entscheidung für uns, es genauso zu machen, so wie wir es wollten, wo wir wollten, wann wir es wollten. Es war der 25.09.2019, auf den Tag genau ein Jahr nachdem ich Maik den Link zu „Heiraten in New York“ geschickt hatte. Völlig unbewusst war das genau der gleiche Tag. Was für ein Zufall 🙂

Für euch

Die Botschaft, die wir mit diesem Blog-Beitrag rüber bringen wollen? Liebe Brautpaare, liebe Heiratswillige, wir als Hochzeitsfotografen leben natürlich davon, dass ihr hier in Deutschland heiratet und uns vielleicht sogar dafür bucht, euren großen Tag zu begleiten. Trotzdem möchten wir euch ans Herz legen, dass ihr den Tag so feiert wie IHR es möchtet. Es geht um EUCH und um EURE Wünsche. Und wenn ihr euch entscheidet, dass ihr im kleinen Kreis oder mit einem gigantischen Fest heiratet, ob ihr euch in Buxtehude oder in Las Vegas das Ja-Wort gebt, ob ihr euch in pompösen Outfits oder im legeren Landlook gegenübersteht, ob ihr euch vor der Trauung seht und auf alle Konventionen pfeift oder ob ihr diese kleinen Traditionen schätzt und sie euch wichtig sind – es ist EURE HOCHZEIT! 

Ihr habt noch Fragen zum Heiraten in New York? Dann schreibt einen Kommentar 🙂

Übrigens: Wenn ihr euch zusätzlich zu eurer Eheurkunde eine Apostille ausstellen lasst, seid ihr auch rechtmäßig in Deutschland verheiratet und müsst eure Eheschließung nicht nachbeurkunden lassen (was in etwa einer erneuten Trauung gleichkommen würde). Nur wenn ihr euren Nachnamen ändert und den Familienstand ändert, kommt ihr um eine beglaubigte Übersetzung eurer fremdsprachigen Eheurkunde nicht herum.