“Oh Gott, nicht noch jemand, der seinen Senf zu Corona gibt!” Wenn euch dieser Gedanke gekommen ist, können wir das uneingeschränkt nachvollziehen. Aber irgendwo müssen auch wir mal unseren Ballast abladen. Und vielleicht hilft es euch, einen kleinen Eindruck zu gewinnen, wie wir mit dieser Situation versuchen umzugehen.
Als Anfang März die ersten Nachrichten zum Thema “Corona nun auch in Europa” auftauchten, konnten viele (und auch wir) nicht ahnen, welche Ausmaße das alles nur wenige Wochen später haben würde. Zuversichtlich dachten wir uns, dass alles schnell vorübergehen würde. Und wenn es doch etwas länger dauern würde, dann müssen wir uns bestimmt keine Gedanken machen, denn Hochzeiten würden ja wahrscheinlich nicht betroffen sein und unsere Paare würden sich ihren großen Tag nicht vermiesen lassen. Zu dem Zeitpunkt wusste man aber auch noch nicht, welche strikten Regelungen folgen würden. Hochzeiten nur zu zweit? Undenkbar. Feierlocations, die über Monate schließen müssen? Bestimmt nicht! Doch genau so kam es und genau so ist es bis dato. Umso schmerzhafter ist es da, dass das Jahr 2020 für uns wirklich sehr erfolg- und aussichtsreich startete.
Die Nachrichten unserer Brautpaare häuften sich. Vollkommen zurecht kam bei ihnen Unsicherheit auf. Hochzeitstermine wurden abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Einige Paare haben ihren bereits vor sich liegenden Vertrag nicht unterschrieben, weil ihre Hochzeit im Spätsommer noch ungewiss ist. Und wenn dann auch noch die geplanten Firmenevents und Imagefilmdrehs wegfallen, weil alle Mitarbeiter in Kurzarbeit sind oder weil Events einfach nicht stattfinden können, steht die ganze Planung des Jahres erst einmal komplett auf dem Kopf. Eine gesamte Branche sieht sich extremen Problemen gegenüber. Die Soforthilfen der Regierung helfen leider auch keinen Deut, da sie in den meisten Bundesländern nur zu Zwecken der Deckung der betrieblichen Kosten gewährt werden. Bei Selbstständigen, die wie ich von zu Hause aus arbeiten, sind diese Kosten sehr gering, sodass die gewährte Hilfe zwar die ein oder andere Versicherung deckt, jedoch Kosten für Miete, Krankenkasse und Lebensmittel weiterhin selbst getragen werden müssen, von einem Einkommen, dass wir gerne selbst erwirtschaften würden, es aber nicht dürfen.
Wir verstehen die Unsicherheit unserer Paare und die Nachfragen, wie es um die bereits geleistete Anzahlung steht. Denn schließlich “kann man ja nichts dafür.” Richtig, ihr könnt für die gesamte Situation nichts. Genau so wenig können wir etwas dafür. Wir sind wahnsinnig gerne dabei, wenn ihr euren großen Tag verschiebt und wir dann noch frei sind. Ihr müsst aber verstehen, dass die entgangenen Einnahmen der diesjährigen Hochzeitssaison einfach weg sind. In der nächsten Saison haben wir nicht auf einmal mehr Wochenenden zur Verfügung, um die verschobenen Hochzeiten nachzuholen bzw. neue Paare zu begleiten. Seid uns deswegen nicht böse, wenn wir eure Anzahlung vorerst einbehalten, denn – um ehrlich zu sein – würden wir jedem Paar seine Anzahlung wieder zurück erstatten, weil die Hochzeit auf der Kippe steht, würde das finanzielle Loch noch größer werden.
Wo genau wir mit diesem Artikel hin wollten, weiß ich gerade nicht mehr. Wir möchten auf jeden Fall allen Paaren danken, die noch nicht die Hoffnung auf eine tolle Hochzeit in diesem Jahr aufgegeben haben. Wir möchten allen Paaren danken, die ihre Hochzeit verschoben haben, mit dem Wunsch, dass wir gemeinsam einen neuen Termin finden, weil sie sich eine Hochzeit ohne unsere Begleitung nicht vorstellen können. Wir möchten allen Paaren danken, die sich fleißig nach Terminen im nächsten Jahr erkundigen. Ihr lasst uns in diesen Tagen die aktuelle Situation mit ein bisschen mehr Optimismus betrachten.
Wir alle sind in irgendeiner Art und Weise von dieser Krise betroffen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir an den anderen denken. Mit großer Wut blicken wir deswegen auf alle, die egoistisch, ignorant und einfach nur destruktiv alle menschliche Vernunft fallen lassen und auf sämtliche Vorsichtsmaßnahmen pfeifen. Nein, eure Grundrechte sind nicht eingeschränkt, nur weil ihr nicht zu einem Fußballspiel oder zu einem Friseur gehen könnt oder weil ihr, um euch selbst und vor allem andere zu schützen, einen Mundschutz tragen sollt (Stichwort: “Merkels Maulkorb”. Was zum Teufel…?) Ihr seid es, die andere Leute einschränken, ihren Tätigkeiten nachzugehen, weil euer Egoismus dafür sorgt, dass vollkommen berechtigte Schutzmaßnahmen verlängert werden müssen! Weshalb es nicht in die Köpfe einiger Menschen will, dass alles viel schneller wieder in geordneten Bahnen laufen würde (und damit alle hart getroffenen Menschen wieder Hoffnung haben können), wenn wir alle einfach mal zusammen an einem Strang ziehen, ist uns ein Rätsel. Noch sind wir zuversichtlich, dass in ein bis zwei Monaten alles wieder halbwegs “normal” wird und wir mit unseren Brautpaaren gemeinsam wunderschöne Feste feiern werden (und dass alle wieder zum Friseur gehen können). Dass dies aber von einer breiten Masse an Menschen abhängt, die nicht von 12 bis Mittag denken können, lässt einen mit Sorge auf die kommenden Wochen blicken und man macht sich Gedanken – Gedanken um sein kleines Geschäft, dass man sich in den letzten fünf Jahren mit viel Ehrgeiz, Mühe und Verzicht aufgebaut hat.
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